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Modernisierung der Liegestelle „Friesenheimer Insel“ in Mannheim abgeschlossen.

Zwischen gestern und heute liegen Welten

Ausgabejahr 2021
Datum 29.01.2021

Am 23.12.2020 wurden die Liegeplätze an der „Friesenheimer Insel“ zur Benutzung freigegeben. Das WSA Oberrhein stellt der Berufsschifffahrt damit innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar auf rd. einem Kilometer Länge weitere moderne und sichere Liegeplätze zur Verfügung. Die umfangreichen Arbeiten an der Liegestelle Mannheim konnten innerhalb des Jahres 2020 umgesetzt werden. „Besonders freue ich mich darüber, dass es uns gelungen ist, unserer Kundschaft damit noch vor Weihnachten ein Geschenk zu machen, das dringend benötigt wird“ erklärt Jörg Vogel, Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Oberrhein.

Um der Berufsschifffahrt auf dem Rhein sichere und moderne Anlegemöglichkeiten zu bieten, wurden bestehende, aber nicht mehr zeitgemäße und arbeitssichere Liegeplätze innerhalb der Reede Mannheim - Ludwigshafen im Bereich der „Friesenheimer Insel“ bei Mannheim umgebaut und durch feste Anlegedalben ersetzt. Die insgesamt 29 Dalben (Stahlrohre) der Liegestelle wurden rd. 11,5 Meter tief in die Rheinsohle gerammt. An den Dalben wiederum befinden sich auf unterschiedlichen Höhen die sogenannten Poller, an denen die Schiffe mittels Taue oder Stahlseilen festgemacht werden. Somit entsteht ein feste Verbindung und ein sicheres Liegen der Schiffe ist gewährleistet.

An der Liegestelle „Friesenheimer Insel“ sind insgesamt 4 Liegeplätze und zwei Autoabsetzbrücken gebaut worden. Die Liegeplätze 2,3 und 4 stehen für Schiffe bis zu 135 Meter Länge und einer Breite von 17,70 Meter zur Verfügung. Dabei können zwei solcher Schiffe nebeneinanderliegen, sodass insgesamt 6 Schiffe Platz finden. Der Bereich ist für Gefahrgutschiffe, die bestimmte entzündbare Stoffe nach ADN befördern (sogenannte Ein-Kegel-Schiffe nach ihrer Kennzeichnungspflicht), ausgewiesen. Für Schubverbände ist eigens der Liegeplatz 1 mit einer Länge von 210 Meter im Anschluss an den Autoabsetzplatz gebaut worden. Die Liegeplätze sind über Landgangstege erreichbar, damit die Mannschaften sicher an Land bzw. an Bord gehen können. Für den Autoabsetzplatz sind zwei Stahlplattformen errichtet worden, über die es möglich ist, den auf dem Schiff mitgeführten PKW abzusetzen, um z.B. von hier aus Einkäufe,Besatzungswechsel, Arztbesuche etc. zu erledigen. Damit der Autoabsetzplatz aus beiden Fahrtrichtungen (Berg- und Talfahrt) angefahren werden kann, sind zwei gesonderte Plattformen errichtet worden.

In diesem Zusammenhang wurde auch der parallel verlaufende Uferweg umfangreich instandgesetzt. Damit können die Landgangstege auch landseitig mit dem PKW angefahren werden. Darüber hinaus dienen die Liegestellen als Anlaufstelle bei Hochwasser, Havarien und Wartezeitüberbrückung vor dem Umschlag in die Häfen.

Der Rhein ist DIE Magistrale unter den Binnenschifffahrtsstraßen Europas. Dementsprechend sind auf ihm viele Schiffe unterwegs, die stau frei auf umweltfreundliche Weise den Transport von Waren aller Art im sogenannten Hinterlandverkehr auf der Strecke von Basel bis zu den Rheinmündungshäfen im Rheindelta, wie z.B. Rotterdam, gewährleisten. Wie bei LKW-Fahrern üblich, sind auch die Schiffsführer und ihre Besatzungen verpflichtet, die Lenk- und Ruhezeiten auf den Schifffahrtstraßen einzuhalten.
Dafür befinden sich entlang des Rheins sog. Liegestellen, an denen die Schiffe stillliegen („parken“) dürfen. Meistens befinden sich diese Liegestellen in den Hafengebieten entlang des Rheins sowie in der Nähe von Bebauung. Aufgrund von Entwidmungen von Hafenbecken/-gebieten und Umwandlung von Hafenliegenschaften in Wohngebiete sind in den letzten Jahren bedauerlicherweise zahlreiche Liegestellen entfallen und stehen somit nicht mehr – auch nicht zur Einhaltung von Lenk- und Ruhezeiten – zur Verfügung.
Deshalb hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gemeinsam mit der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) ein Liegestellenkonzept für den Ober- und Mittelrhein auf den Weg gebracht, um dieses Defizit auszugleichen. Die Wasserstraßen und Schifffahrtsämter (WSA) Oberrhein und Rhein übernehmen dabei die Umsetzung und die Verwirklichung des Konzeptes.

Und so wurde ab März 2020 mit den Voruntersuchungen zu den Bauarbeiten an der Friesenheimer Insel begonnen. Zunächst wurden die Baustelle nach Kampfmitteln abgesucht und Bodenproben für das Baugrundgutachten entnommen. Auf Basis des Baugrundgutachtens und der Entwurfspläne erstellte die beauftragte Wasserbaufirma die statischen Berechnungen sowie die Ausführungspläne. Nach deren Prüfung und Freigabe durch das WSA Oberrhein wurden die einzelnen Bauteile wie Dalben, Landgangstege und Treppen etc. gefertigt. Die 29 Dalben, die zum Festmachen der Schiffe dienen, haben einen Durchmesser von 1,22 m und eine gesamte Länge von 23,50 m, wobei davon rd. 11,5 m in die Rheinsohle gerammt werden. Eine bauliche Herausforderung waren die beiden Stahlplattformen für den Autoabsetzplatz. Über die Stahlplattformen ist es möglich, den auf den Schiffen mitgeführten PKW an Land zu setzen.
Die beschriebenen Stahlbauarbeiten waren umfangreich und sehr zeitaufwendig in der Herstellung der einzelnen Bauteile, weshalb die Umsetzung und der Aufbau vor Ort mehrere Monate in Anspruch genommen haben. Damit die Schiffe auch von der Landseite gut erreicht werden können, wurde zeitgleich mit den Stahlbauarbeiten auch der Uferweg parallel zu den Liegeplätzen ertüchtigt. Dadurch lassen sich bequem z.B. Einkäufe an Bord bringen oder ein Personalwechsel durchführen.

Insgesamt kostete die Baumaßnahme rd. 5 Mio. Euro und lag noch im vorgesehenen Budget. Damit wurden 1.100 Tonnen Stahlteile, 2.500 m³ Kies und Schotter sowie 3.200 m Betonfertigteile verbaut. Erfreulich für alle Beteiligten ist es, dass es gelungen ist, die praktische Umsetzung der Maßnahme von der Auftragserteilung bis zur Abnahme innerhalb von 10 Monaten durchzuführen.
„Schön zu beobachten ist es, dass die Liegeplätze sofort nach der Freigabe intensiv von der Schifffahrt genutzt werden. Das ist eine Bestätigung für die Anstrengungen der letzten Monate“, ergänzt Udo Seidenkranz der zuständige Projektingenieur beim WSA Oberrhein.

Das WSA Oberrhein betreut die Bundeswasserstraße Rhein von Rhein-km 170,000 bei Weil am Rhein (Grenze zur Schweiz) bis zur Weisenauer Brücke bei Rhein-km 493,500 zwischen Mainz und Ginsheim – Gustavsburg. Das WSA ist als Teil der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.


Allgemeine Informationen erhalten Sie unter folgenden Internetadressen:
www.wsv.de
www.wsa-oberrhein.wsv.de