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Neubau von zehn Prüfplatten im Ober- und Mittelrhein

Der Neubau von zehn Prüfplatten im Rhein zwischen Maxau und Bonn konnte Ende April 2021 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Bauarbeiten verliefen an allen Standorten reibungslos und konnten innerhalb des vorgesehenen Zeitraums beendet werden. Die Prüfplatten stehen fortan dem Vermessungs- und Peilwesen zur Verfügung und können ab sofort von den WSV-eigenen Peilschiffen sowie von Fremddienstleistern zur Kontrolle und Qualitätssicherung der zu erhebenden Gewässerdaten verwendet werden. Die Prüfplatten dienen dabei vor und nach einer Messfahrt als Referenzgrund für die Überprüfung des Messsystems an Bord der Peilschiffe.

Schema Fächerecholotpeilung Einbau Prüfplatte Schema Fächerecholotpeilung Quelle: WSA Weser-Jade-Nordsee



Die Planungen für die Prüfplatten begannen bereits im Jahr 2017. In der ersten Projektphase stand die gründliche Vorbereitung der Baumaßnahme mit der Suche nach geeigneten Standorten und der Ausarbeitung der technischen Details im Vordergrund. Mitte 2018 konnte dann die erste Prüfplatte nahe der Staustufe Iffezheim gebaut werden.

Diese erste Prüfplatte wurde als Pilot-Projekt für zehn weitere Prüfplatten realisiert, die nun zwischen Februar und April 2021 im weiteren Verlauf des freifließenden Rheins stromabwärts der Staustufe gebaut wurden. Bereits im Herbst 2020 wurden alle Baufelder auf Kampfmittel untersucht und an drei Standorten Austauschbohrungen im Fels durchgeführt.


Baustelle Nr. 7 bei Hirzenach, die Prüfplatte wird gerade unter Wasser montiert Einbau Prüfplatte Baustelle Nr. 7 bei Hirzenach, die Prüfplatte wird gerade unter Wasser montiert Quelle: WSA Oberrhein


Eine Prüfplatte wird verladen Einbau Prüfplatte Eine Prüfplatte wird verladen Quelle: WSA Oberrhein

Die Standorte der Prüfplatten befinden sich jeweils rund 30 km voneinander entfernt. Die Baumaßnahme der vorgeschalteten Pilot-Prüfplatte wurde dazu genutzt, das entwickelte Bauverfahren zu testen und zu optimieren. Durch diese wichtige Vorarbeit konnte das Folgeprojekt nun ohne Schwierigkeiten im veranschlagten Kosten- und Zeitrahmen beendet werden.
Die Herstellung von zehn Prüfplatten im Zuge einer Gesamtbaumaßnahme hat sich als effizient erwiesen.
Die Bauzeit pro Prüfplatte konnte aufgrund des Erfahrungsgewinns von zwei Wochen (Pilot-Prüfplatte Iffezheim) auf eine Woche (erste der zehn Folge-Prüfplatten) und schließlich auf zwei Arbeitstage (letzte der zehn Folge-Prüfplatten) reduziert werden. Auch das angewandte Bauverfahren hat sich dabei vielfach bewährt.

Bauzeichnung der Prüfplatte Einbau Prüfplatte Bauzeichnung der Prüfplatte Quelle: OHF Hafen- und Flussbau GmbH

Jede Prüfplatte ist an einem mittig angeordneten Stahlpfahl montiert, der zuvor rund 5 m tief in die Rheinsohle eingebracht wurde. Die Prüfplatte besteht aus einem 3 x 3 m großen und 7 t schweren Fertigteil aus Stahlbeton mit zwei Seitenteilen, die in Strömungslängsrichtung an der Prüfplatte angebracht sind. Im Hohlraum dazwischen kann der Geschiebetransport weitgehend ungehindert ablaufen.

Einbau  Prüfplatte Einbau Prüfplatte Einbau Prüfplatte Quelle: WSA Oberrhein 2021

In der Mitte des Fertigteils ist eine Aussparung vorgesehen, über welche die Prüfplatte an dem Pfahl entlang nach unten bis auf die Rheinsohle geführt wurde. Zur Vereinfachung dieses Vorgangs wurde ein spezielles Stahlgerüst entwickelt, in welchem die Prüfplatte eingehängt und abgesenkt werden konnte. Das Stahlgerüst besitzt eine Höhe von 4,5 m und ein Gewicht von rund 3,5 t. Das Stahlgerüst wurde darüber hinaus so konzipiert, dass es für die Vermessung der Prüfplatten genutzt werden konnte. Durch vier über das Gerüst hinausragende Messstangen konnte jeder Eckpunkt eingemessen und so die Höhenlage und lotrechte Ausrichtung der Prüfplatten kontrolliert werden. Die Kenntnis der Höhenlage der Prüfplatte ist von entscheidender Bedeutung. Anhand dieser Daten wird die von den Peilschiffen über der Prüfplatte vorgenommene Tiefenmessung kontrolliert und ggf. die bordeigenen Instrumente nachkalibriert. Die Höhenlage der Prüfplatten konnte durch das entwickelte Gerüst auf den Millimeter genau erhoben werden.

Die Prüfplatte wird unter Wasser ausgerichtet und montiert, zeitgleich findet die Vermessung der Prüfplatte statt. Einbau Prüfplatte Die Prüfplatte wird unter Wasser ausgerichtet und montiert, zeitgleich findet die Vermessung der Prüfplatte statt. Quelle: WSA Oberrhein

Die Bauarbeiten erforderten einen hohen Tauchereinsatz. Um die Arbeitssicherheit für die Taucher auch in teilweise starker Strömung sicherzustellen, wurde ein Taucherschild eingesetzt. Im Strömungsschatten des Schildes konnten die Taucher die filigranen Bauarbeiten für die Höhenausrichtung der Prüfplatte und die anschließende Fixierung ungestört durchführen. Nach der erfolgreichen Montage der Prüfplatte wurde der Pfahl unter Wasser abgebrannt und die Aussparung mit einem Stahlbetondeckel verschlossen. Die Standorte der Prüfplatten wurden mit einem so großen Abstand zur Fahrrinne gewählt, dass keine Gefahr für die Sicherheit der Schifffahrt besteht.

Durch den Neubau dieser zehn Prüfplatten wird die Lücke geschlossen zwischen Iffezheim, wo bereits im Jahr 2018 die Pilot-Prüfplatte gebaut wurde und dem Niederrhein, der bereits mit einer ausreichenden Anzahl an Prüfplatten ausgestattet ist. Somit stehen nun am gesamten deutschen freifließenden Rhein in regelmäßigen Abständen Prüfplatten für die Gewässervermessung zur Verfügung.